Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz Baden-Württemberg
Dienstag, 19. Juni 2018, 16:00 – 18:00 Uhr, Hörsaal XV, Universitätsplatz, Melanchthonianum
Recycling als Alibi für mangelnde Abfallvermeidung?
Jeder spricht von Recycling und Recyclingquoten. Die Diskussion erweckt häufig den Eindruck, die vorrangigen Ziele der Kreislaufwirtschaft seien bereits erfüllt. Das nährt den Verdacht, dass Recycling für viele als Alibi für unterlassene Abfallvermeidung her halten muss. Auch wenn das Wort „Kreislauf“wirtschaft es suggeriert: In Wirklichkeit stellt Recycling nur die dritte Stufe der Abfallhierarchie dar. Vorbereitung zur Wiederverwendung oder gar die Abfallvermeidung treten allzu oft in den Hintergrund. Jedes gekaufte Produkt ist aber beim Kauf Abfall auf Zeit. Abfallvermeidung bedeutet indes nicht so sehr Verzicht, sondern viel naheliegender die Forderung nach Langlebigkeit und Reparaturfähigkeit. Doch das steht im Widerspruch zu unserer auf Wachstum und Konsum angelegten Wirtschaft. „Ästhetische Obsoleszenz“ (Wechsel der Kleidermode) und „Update-Obsoleszenz“ gehören ebenso zu den Gegenspielern der Abfallvermeidung wie die „geplante Obsoleszenz“. Die Kreislaufwirtschaft mit einem volkswirtschaftlichen Volumen von 75 Mrd. Euro ist wie eine große komplizierte Maschine: Wer versucht, an einem Schräubchen zu drehen, staunt oft, dass und wo unerwartet Millionen Euro herausfallen oder verschlungen werden. Umso wichtiger ist es, zu versuchen,ideologiefrei die entscheidenden Fragen anzugehen. Der Vortrag will diese Fragen formulieren und prononciert dazu Stellung beziehen.
UPPW-Vortrag Nr. 45, Hr. Notter
Harald Notter,
Jahrgang 1957, lebt in Stuttgart und arbeitet als Jurist (und früher Journalist) im Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz in Stuttgart seit mehr als 25 Jahren. Seit fast 10 Jahren ist er verantwortlich für„Kreislaufwirtschaft und Recht“. Vorher war er in den Bereichen Nachhaltigkeit, Bodenschutz/Altlasten und im Landesverkehrsministerium tätig.